Die Entwicklung von STURMFREI® war eine Konsequenz mit der Auseinandersetzung der hündischen Anatomie und instinktiven Verhaltensweisen des Hundes. STURMFREI® wurde entwickelt, um den körperlichen Gegebenheiten, instinktiven Verhaltensweisen und den hündischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Zudem sollte ein Führmöglichkeit entstehen, mit der der Hund nicht unter Androhung von Verletzung oder dem Gefühl der Ohnmacht zu einer Bindung oder erwünschtem Verhalten konditioniert wird, sondern durch Umlenkung seiner Aufmerksamkeit und positiv initiierter Bindung. STURMFREI® wurde in Rücksprache mit Physiologen und Ärzten entwickelt. Hochwertig, funktional und ein entsprechendes Design waren die Zielsetzung dabei.
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Das hündische Gehirn und der Übergang in die Halsregion im Querschnitt.
Grundlegend sind Hunde dem Menschen anatomisch sehr ähnlich. Das vaskuläre System (Blutgefässe), das Skelettsystem (Knochen, Knorpel, Muskeln), der Bandapparat (Bänder, Nerven, Sehnen, Faszien) und auch die Organe sind ihrer Struktur ähnlich der menschlichen Struktur, verlaufen jedoch in anderen Linien aufgrund des Körperbaus. Physis, Hormone, Gefühle, Reaktionen des Hundes laufen wie Zahnräder ineinander, abhängig von körperlicher Statur und Anforderungen. Ebenso wirken wie beim Menschen, Hormone, Neurotransmitter (wie z.B. Adrenalin und Nordrenalin), Nährstoffe, Umweltgifte und es entstehen daraus resultierende Kompensationsstrategien, die sich wiederum auch auf die Aufnahme von Signalen, Verarbeitung jener auswirken und neuerliche Reaktionen provozieren.
Das Halsband
Der Hals des Hundes ist verantwortlich für die Kommunikation zwischen Gehirn und den unter dem Hals liegenden Bereichen. Es ist eine sehr sensible Zone, welche beispielweise dafür sorgt, dass es zu einer kontinuierlichen Sauerstoffversorgung über die Luftröhre des Hundes kommt. Auch werden Hormone und Nährstoffe über diesen Teil (Speiseröhre, Blutgefässe) in den Körper geleitet und sorgen so für die reibungslose Funktion des Gesamtsystems, wie z.B. das Eliminieren von Erregern oder die Heilung von entzündlichen Prozessen, die durch diese oder Fehlbelastungen ausgelöst werden.
Inwieweit Darm, Leber, Nebenniere und andere Organe belastet werden, beeinflusst ebenso das Lernverhalten des Hundes und seine Strategien im Verhalten genau wie Erlebnisse und Interaktionen von aussen. Das hündische Gehirn versucht – ebenso wie das menschliche Gehirn – immer einen Ausgleich zu schaffen. Autoimmune Reaktionen stellen sich dabei als Überkompensationen dar und treten dann auf, wenn ein Zahnrad im Körper des Hundes nicht mehr funktioniert. Aufgrund beispielsweise einer Dauerbelastung, die nicht mehr kompensiert werden kann über andere Möglichkeiten. So verhält es sich ebenso bei Bandscheibenvorfällen: Der Hund versucht sich über eine andere Haltung gewissen schädlichen Einflüssen zu entziehen, indem er seine Muskulatur so ausrichtet, dass es langfristig soweit kommt, dass sich die der Gallertkern der Bandscheibe, die zwischen den Wirbelkörpern liegt, verschiebt und im schlimmsten Fall aus der Bandscheibe ausbricht. Der Puffer zwischen dem knochigen Gewebe ist nicht mehr oder nur teilweise vorhanden und das führt zu kontinuierlichen Reibungen, welche Schmerzen verursachen können. Wird die Fehlbelastung nicht korrigiert, verschlimmert sich der Zustand und es kann zu einer kompletten Deformation des Bewegungsapparats kommen.
Der Hals des Hundes umfasst unter anderem das Lymphsystem, die Speiseröhre, die Luftröhre, die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen, so wie den Kehlkopf. Neben der Halsmuskulatur, dem Skelett, Nerven, Faszien, Blutgefäßen usw. die eine Mittlerfunktion zwischen Gehirn und dem Rest der Physiologie einnehmen. Die am Hals widerfahrenen Einengungen durch das Halsband lösen im hündischen Organismus eine kontinuierliche Ausschüttung von Noradrenalin (Stresshormon) aus, welches sich seinen Weg in den Körper des Hundes bahnt und „Alarm“ schlägt. Noradrenalin führt zu einer gesteigerten Sauerstoffaufnahme, da der Organismus suggeriert bekommt, dass es zu einer Todesgefahr kommt. Der Zustand wird herbeigeführt, um den Hund dazu zu bringen, dass er um den ausgelösten Stress zu vermeiden (Todesgefahr) eine alternative Verhaltensweise an den Tag legt (neben dem Besitzer laufen, damit der Hund keinen Zug am Hals erfährt). Aus verhaltungspsychologischer Sicht wird dies als Etablierung eines Stockholm Syndroms beschrieben. In Kürze beschrieben bedeutet das, dass die biologisch ausgelöste Angst herbeigeführt wird und dazu führt, dass das Lebewesen sich aufgrund dieser Angst hilfesuchend umsieht und sich an die Person bindet, die so handelt, dass diese Angst sich löst. So wird dann eine Bindung etabliert, die nicht freiwillig ist, sondern eine Voraussetzung, um überhaupt existenzielle Grundbedürfnisse zu erhalten (Das Fehlen von Todesangst, nicht Verhungern, die Möglichkeit sozial zu interagieren, freies Atmen oder Bewegen).
Das hündische Gehirn soll lernen, dass der Halter an der Leine den Hund aus Todesgefahr bringen kann und damit eine Not lindert für den Hund. Auf diese Art und Weise soll eine Verhaltenskonditionierung stattfinden, die auf einer Kompensation vom Todesangst basiert. Eine positive Motivation aus fehlender Notwendigkeit heraus, um die als Todesbedrohung empfundene Situation zu vermeiden, wird umgangen.
Hunde versuchen sich instinktiv aus dem Halsband zu befreien, das betrifft auch grundsätzlich ausgelastete Hunde, da sie den Zug als äussert unangenehm empfinden und es sich um einen Schutzinstinkt bei der Flucht aus dem Halsband handelt.
Da der Hund in Todesangst zunächst alles was ihm visuell ins Auge fällt mit dieser verknüpft und sich dort hinwendet (Leinenaggression), muss eine ständige Wiederholung der Situation herbeigeführt werden, um ihn umzulenken. Mit einem Stresstrigger sollen Zuwendung und Entspannung verknüpft werden. Zunächst wird der Hund natürlich reagieren und die Situation versuchen zu vermeiden. In der Praxis ist das dann ersichtlich an:
- Röcheln
- Verstärktes vorne weg ziehen
- Rote Augen
- Schnelles Husten
- Heiserkeit
- Extremes Bellen
- Hochsteigen (sich auf die Hinterbeine stellen)
Langfristig:
- Müdigkeit, Erschöpfung
- Lustloses Umhertrotten mit dem Kopf nach unten
- Wobbler-Syndrom (Verlust des festen Standes, wackeliges Laufen)
- Bellen klingt heiser und fippend (kontinuierliche Entzündung der Stimmbänder)
- „stilles“ Bellen
- Starker Speichelfluss
- Atemgeräusche
- Herzprobleme (sowie weitere Probleme auf Organebene)
- Übermässige Aufregung (z.B. durch Nebennieren Überfunktion) oder Lebensunlust
- Probleme in der sozialen Interaktion, Vermeidung oder heftige Aggression durch wiederholte visuelle Verknüpfung bei Einengung der Luftröhre wie weiterer lebenswichtiger Organe
Lebensqualität und Lebensdauer werden massiv eingeschränkt, der Hund altert schneller.
Das Brustgeschirr mildert diese Symptome ab, arbeitet jedoch mit ähnlichen Triggern an anderen Bereichen des Körpers. Mit der Umfassung der vollständigen Brust-Bauch Bereichs des Tiers und dem Zug von hinten, wird eine kontinuierliche kompensative Muskulturnuserhöhung im vorderen Brustmuskelbereich und in der Wirbelsäulenmuskulatur provoziert. Der Hund zieht bei jedem Zug nach vorne die an der Wirbelsäule und im vorderen Brustbereich liegenden Muskelpartien zusammen, um ein Fluchtmanöver durchzuführen, welches ihm durch ein Signal von hinten instinktiv ausgelöst wird durch mechanische Krafteinwirkung auf die Wirbelsäule. Auch hier soll das Stockholm Syndrom Prinzip zum Einsatz kommen und dem Hund vermittelt werden „Wenn du nicht ziehst, dann zieht dich niemand zurück und deine intuitiv angelegter Fluchtinstinkt, der dir Gefahr vermittelt, wird nicht ausgelöst“.
Halsband und Brustgeschirr werden daher üblicherweise nicht bei Hunden eingesetzt, welche in einen ruhigen Zustand versetzt werden sollen, sondern werden als Werkzeuge eingesetzt, um entsprechend motiviert durch Zug von hinten oder/und am Hals nach vorne zu preschen. Das dabei ausgestoßene Noradrenalin, welches durch Reiz-Reaktionen im Ketten produziert wird bei realer Todesgefahr, wird genutzt, um dem Hund zu motivieren ein vom Halter anvisiertes Ziel zu erreichen. Es ist eine interne Druckzufuhr, die z.B. beim Mantrailing oder dem Ziehen von Schlitten gewollt ist, um ein Vorpreschen des Hundes zu provozieren. Er soll auf diese Weise höhere Leistungen erzielen und im Modus verbleiben durch entweder wiederholtes Druckausüben oder durch einen darauffolgenden Reiz (Beute), der zur Wandlung des Noradrenalin zu Adrenalin führt. Vom „Angst“- Hormon zum „Aufgeregtheitshormon“.
Schlittenhunde tragen spezielle Geschirre, die mit einer Halsbandkonstruktion verbunden sind. Diese Geschirre sind so gebaut, dass sie an bestimmten Stellen Druck ausüben, damit der Hund “angeheizt” wird zu laufen. Sie sind den Führmöglichkeiten der Hunde sehr ähnlich, die eigentlich “nicht angespornt” werden sollen zum loslaufen.
Wird nach Auslösung der Provokation durch Zug kein positiver Trigger gesetzt (wie z.B. Beute) verbleibt das hündische Gehirn in der konstanten Freisetzung von Noradrenalin. Da der Hund dann einen “spannenden” Trigger erwartet (Laufen, Springen, Jagen, Action) und das gegenteilige Signal erhält (langsamer Laufen) entsteht ein Paradox.
Langfristig erhöht das den Cortisol Spiegel. Cortisol wird von Säugetieren produziert, um uns vor Überreaktionen unseres Organismus (Physis/Verhalten) zu schützen und lässt uns sehr aufmerksam sein. Das führt langfristig zur Schwächung der Nebennierenfunktion (baut Cortisol ab), Schlafproblemen, Gedächtnisproblemen und einem durchgehend „erregten“ Zustand, der auf Organe und Muskulatur wirkt. Das ist auch der Grund, warum viele Hunde an der Leine nicht „ablenkbar“ sind: Sie sind darauf konzentriert „ruhig“ zu bleiben, um es zu schaffen aus der Umfassung herauszukommen. Es ist eine instinktive Verhaltensweise, die dem Hund in der Natur das Überleben sichert.
Am Brustgeschirr wird der Oppositionsreflex ausgelöst und der Hund stemmt sich dagegen. Läuft der Hund vor der Halterin, dann drückt er sich nach vorne, wenn er zum Ende der Leine kommt. Läuft er seitlich, dann drückt er sich in die entgegengesetzte Richtung aus der er gezogen wird (der Hund löst aus seiner Sicht den Zug nicht aus).
Der Hund erfährt eine Dauerbelastung und wird daher zunächst immer aufgeregter und unbändiger (statt mit dem Alter gelassener zu werden) und fällt dann rapide in seiner Gesundheit ab als Folge kontinuierlichen Stresses und dem Versuch diesem zu entfliehen oder ihn zu kompensieren.
Im Hundesport ist eine kurzzeitige Provokotion des Hundes zur Höchstleistung durch Druck für den Hunden hilfreich sich auszupowern (Mantrailing, Dogscooting, Schlittenhunde) und kann sich in eine positive (Adrenalin) Hormonausschüttung wandeln, im Alltag jedoch, wo der Hund schlichtweg normal interagieren möchte und immer wieder bestraft wird für seine natürliche Reaktion, entwickelt es sich zu einem Problem.
Eine der Ursachen für Leinenaggression liegt im Oppositionsreflex. Der Zug von hinten sowie die Unmöglichkeit frei zu interagieren (Körperbewegung, räumliche Bewegung) verstärken sich gegenseitig. Der Hund ist unter Stress und eskaliert. Langfristig verknüpft er den Stress von “hinten” mit den visuellen Dingen, die er sieht, wenn der Zug von hinten kommt. Kommt es öfter zu Konflikten, so wird sich die Leinenaggression kontinuierlich selbst verstärken.
Anzumerken ist dabei, dass der Hund grundsätzlich sehr stresstolerant ist. Es müssen sehr viele Faktoren zusammenkommen und er den Rahmenbedingungen sehr lange und kontinuierlich ausgesetzt werden, um das nicht mehr kompensieren zu können. Ausserdem kommt es auf die Züchtung an. Ein Labrador wird das Halsband mit 2-3 Jahren in der Regel eher akzeptieren und aufgeben, als ein Australien Shepherd, der dazu gezüchtet ist die Herde zu umlaufen und in Erregung/achtsam dabei zu sein.
Hunde, die viel frei laufen können, tolerieren das Halsband und das Brustgeschirr wesentlich besser als jene, die diese Möglichkeit nicht haben. Auch Nahrung, die „Stimmung“ Zuhause, die kognitive Auslastung, so wie die Möglichkeiten zur sozialen Interaktion beeinflussen den Hund stark in seinem Wesen.
Mit der Führung von vorne erhält der Hund ein natürliches Stopp-Signal. Der Fluchtinstinkt wird nicht ausgelöst, auch kann der Hund sich recht frei bewegen, seinen Hals und Kopfbereich drehen und ist kognitiv nicht damit beschäftigt, dem Zug von hinten zu entfliehen. Die Kommunikation miteinander – auch zwischen Mensch und Hund – ist so wesentlich einfacher.
Das STURMFREI® Geschirr arbeitet ausschließlich mit der Zufuhr eines intuitiv empfundenen Stopp-Signals. Der Hund reagiert darauf nicht mit dem Gefühl einer Bedrohung, da keine Körperteile schmerzhaft tangiert werden oder Nervenstränge unterbrochen werden. Da mit dem STURMFREI® von vorne geführt wird, wird auch der Druck von hinten nicht ausgelöst, der zur Flucht nach vorne und entsprechender Hormonausschüttung führt. Das locker auf den Schultern liegende STURMFREI® drückt gegen die Schulter bei Zug und dreht ihn so leicht im Winkel zur Seite. Der Hund spürt einen Widerstand von vorne, wie es auch der Fall wäre, wenn er auf einen physischen Widerstand in der Natur treffen würde. Durch die seitliche Drehung kann ohne vorangegangene Bestrafung dem Hund eine „Lösung“ präsentiert werden damit keine „Notbindung“ entsteht, sondern vielmehr seine Aufmerksamkeit über positive Trigger und intuitive Trigger umgelenkt wird. Heisst konkret: Es muss nicht zunächst eine Not im Hund ausgelöst werden und dessen Lösung sei man selbst und so sichere man sich die „Bindung“, sondern der Hund erlebt einen Stopp von vorne und lässt sich so umlenken. Über Freude (spielen, lachen, Interaktionen) lässt sich so die Aufmerksamkeit trainieren, die der Hund dann annehmen kann oder nicht, abhängig davon inwieweit er eine intrinsische (innere) Motivation wahrnimmt. Der Hund unterliegt damit weder kontinuierlichen Stressauslösern noch körperlichen Reaktionen, die zu einer gesundheitlichen Belastung führen können und somit auf die Lebensqualität wirken.