Zum entspannten Gassi gehen keins von beiden.
Warum? Da weder das Halsband, noch das Brustgeschirr mit dem Zweck des entspannten Gassi Gehens eingeführt worden sind. Sie dienen als Werkzeuge, um spezifisches Verhalten zu verstärken. Das Halsband dient dazu, den Hund mittels Wechsel von Bedrohung und Lob anzubinden, was im Hund sehr viel Stress auslöst und gesundheitliche Folgen hat. Das Brustgeschirr dient der Auslösung der Hatz, also des Jagd- und Sprintverhaltens des Hundes.
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Halsbänder
Halsbänder wurden ursprünglich erfunden, um den Hund möglichst bequem und unumständlich zu führen wenn eine Leinenführung notwendig war. Das Halsband wurde zudem zum Gehorsamstraining genutzt: Über das Auslösen existenzieller Not (Ruck am Hals) wurde der Hund von natürlichen Bedürfnissen abgehalten (z.B. mit anderen Hunden zu interagieren).
Nicht erwünschtes Verhalten wurde über das Zuziehen des Halses bestraft. Über das Halsband soll der Hund lernen, dass gewisses Verhalten zu Schmerzen und Gefahr führt und wird damit aufgefordert es zu unterlassen. Der Hund lernt über diese Bestrafung sich auf den Auslöser zu fokussieren. Versteht der Hund, dass der Auslöser der Halter ist, dann kann er zunächst aggressiv reagieren (z.B. in die Leine beissen). Bestraft dieser den Hund für Abwehrverhalten, dann führt das langristig zu einem Gehorsam. Diese Methode ist dann erfolgreich, wenn A) die Bestrafung kontinuierlich gesteigert wird oder B) die Bestrafung abwechselnd mit im Hunde Freude auslösenden Momenten stattfindet (Würgen, loben, lachen, würgen, loben).
In beiden Fällen wird der Hund sich zunehmend auf den Halter und seine Emotionen und Befehle ausrichten und sich hochkonzentrieren diesen nachzukommen. Die Bestrafung kann dann langfristig vermindert werden, da eine Umprägung bereits stattgefunden hat und der Hund sein Bewusstseinsfeld auf den Halter ausgerichtet und zu seinem “verlängerten Arm” geworden ist. Diese Hunde sind nach Abschluss der Erziehung sehr gehorsam und in der Regel sehr angespannt (starkes Hecheln, starke Konzentration) und sind im sozialen Kontext mit anderen Hunden eher schwierig, da sie keine Sozialisation erfahren haben (Lernen durch Interaktion).
Nachteile; Hohe innere Erregung (ständiges Hecheln, hohe Anspannung), Probleme in der sozialen Kompetenz zu anderen Hunden (Beissereien, Aggressionen, Angst vor Dingen, die Neugier auslösen können), kann die Lebensdauer verringern, stärkere gesundheitliche Risiken, Hund reagiert auch auf Ängste des Halters und betrachtet ihn als sein Territorium (extremes Schutzverhalten, andere Hunde und teils Menschen dürfen sich ihm nicht mehr näher). Sozial kompetente Hunde können dadurch gefährdet werden, da sie als Beute oder Bedrohung gesehen werden.
Hunde, die über Generationen ausschließlich erzogen (auf die Bedürfnisse des individuellen Menschen) und nicht sozialisiert worden sind (Lernen über eigenständige Interaktion mit anderen Lebewesen, Reizen und Entwicklung von deeskalierenden Problemlöseverhalten) können auch ohne Erziehungsmassnahmen schwer zu händeln sein. Über die Kreuzung von Muttertieren mit besonders stark erzogenen Hunden wird das Verhalten genetisch übertragen. Es dauert in so einem Fall 2-3 Generationen, um den Hund wieder zu einem sozial kompetenten Wesen zu machen, das auch mit verschiedenen Rassen und Größen sozial auskommt. Bei Schutzhundrassen ist das schwieriger als bei Jagdhundrassen, da erstere stärker erzogen werden, um gegen ihre natürlichen Instinkte trotzdem beispielsweise jemandem anzugreifen (der für den Hund eigentlich keine Bedrohung ausstrahlt).
Brustgeschirre
Die Verwendung von Brustgeschirren im Zughundesport hängt mit einem biologisch bedingten Reflex zusammen, den alle Säugetiere inne haben:
Empfindet ein Lebewesen einen Zug von hinten im Rückenbereich, dann prescht es nach vorne.
Brustgeschirre werden daher genutzt, um Hunde in die “Hatz” zu provozieren. Abhängig von den biologisch angezüchteten Verhaltensweisen, wird der Hund, dann entsprechend reagieren. Bei Schlittenhunden ist es das Ziehen, also das nach vorne preschen, bei Jagdhunden ist es das verstärkte Fokussieren auf Jagdbeute über den Geruchssinn (Mantrailing, Schnüffelarbeit) bei Schutzhunden zum Angriff des “Täters”.
Befindet sich der Hund im Hatzmodus, ist er stark konzentriert auf den Reiz, dem er folgt (Schlitten ziehen, Beute folgen und finden). Das Gehirn blendet andere Reize aus und der Hund kann mit Aggressionen reagieren, wenn diese seine Hatz ständig behindern. Das Brustgeschirr verläuft in Y Form entlang der Brust und den Halssseiten entlang, damit der Hund nicht zeitgleich das Signal zum abbremsen durch Druck auf die Schulter erhält (was paradoxe Informationen für das hündische Hirn sind und daher schwer zu verarbeiten). Das Abbremsen wird in der Regel über das Zuziehen des Halses (Halsband, Retrieverleine) bei schnellerer Geschwindigkeit provoziert, da es den Hund aus der Hatz reisst aufgrund der empfundenen Bedrohung am Hals. Wird das Würgen am Hals mit einem Laut verknüpft, kann der Hund langfristig auch abbremsen durch Laut Befehle und das Würgen ist nicht mehr notwendig.
Da das Tier abhängig von seiner Muskelkraft entsprechend stark nach vorne prescht, wenn über das Ziehen am Rücken der Hatz-Modus ausgelöst wird, wird diese Prinzip bei größeren und kräftigeren Tieren nicht angewendet. Die menschliche Muskelkraft würde nicht ausreichen, um das Tier dabei lenken zu können. Ein Pferd wäre aufgrund seiner Kraft nicht zu bändigen, würde es von hinten durch das Zurückziehen des Vorderleibs und Zug am Rücken erhalten. Bei größeren Tieren wird daher der Kopf-Hals Bereich zurückgezogen: Auch das führt zu einem Widerstand im Tier und zum Vorpreschen, wird aber als weniger bedrohlich empfunden und daher nicht mit ganzer Muskelkraft beantwortet.
Das Tier ist dann für den körperlich unterlegenen Menschen besser steuerbar. Das Brustgeschirr wird nur verwendet, wenn der Hund in Hatzmodus wechseln soll, d.h. nur während dieser Aufgabe. In diesem Kontext findet Erziehung statt indem biologisch angezüchtetes Verhalten provoziert oder abgebremst wird. Der Hund liest den Besitzer während dieser Aufgabe, um diese Aufgabe zu erfüllen. Ausserhalb der Hatz wird das Brustgeschirr nicht genutzt und der Hund nicht in den “Hatzmodus” versetzt, sondern wird sozialisiert (lernt über Interaktion mit anderen Hunden und Führung von vorne).
Mit dem Ziel über die Züchtung gewisses Hatzverhalten genetisch zu verstärken, ist es wichtig bei entsprechendem Rassen diesen Verhaltensweisen einen angemessenen Raum zu geben, da sie über transgenerationale Züchtung zum “natürlichen Bedürfnis” der Rasse geworden sind. Werden Sie dann in einer neuer Generation vollständig unterdrückt, führt das zu schweren Problemen für die Tiere. Besitzer von Hunden aus Rasselinien, die als Nutztiere verwendet wurden sind, stehen also vor der Herausforderung den Hund zu sozialisieren und gleichtzeitig einen Führerposition einnehmen zu müssen, damit der Hund sein Verhalten zielgerichtet ausleben kann. Ist das nicht möglich, wird es zu Persönlichkeitsstörungen kommen, wie z.B. bei Hunden die aus dem Nichts andere angreifen.
Es ist also zu empfehlen z.B. Jagdhunde zeitweise in die Hatz zu versetzen (Mantrailing, Spurensuche). Dafür ist ein Y Geschirr die richtige Wahl. Beim normalen Spazierengehen ist es nicht dienlich, ausser ein Zugverhalten ist erwünscht (am Fahrrad z.B., um den Hund auszupowern).
STURMFREI®
Das STURMFREI® Hundegeschirr dient ausschliesslich der Sozialisation, eine Bindung zum Halter wird ausschliesslich über Kooperation und natürlich interpretierbare Signale etabliert. Gehorsam durch Gewalt- und Schmerzeinwirkung (Halsband, Retrieverleine) ist damit nicht möglich.
Das STURMFREI® wird über den Kopf gezogen und liegt locker auf den Schultern des Hundes. Unter dem Bauch (oder seitlich) wird es geschlossen. Der Hund wird AUSSCHLIESSLICH von vorne geführt. Bei der Verwendung einer längeren Leine, wird diese vorne befestigt und DURCH den Karabiner am Rücken gezogen. So wird verhindert, dass längere Leinen sich zwischen den Beinen des Hundes verheddern.
Kommt es zu zur Spannung der Leine, dann erhält der Hund AUSSCHLIESSLICH von vorne ein Widerstandssignal durch Druck auf die Schulter. Da Hunde links oder rechts von Halterinnen vor ihr laufen, wird der Hund damit auch leicht zur Seite gedreht und wendet seinen Blick Richtung Halter. Über das Gesichtsfeld lässt sich dann direkt mit der Hündin kommunzieren. Der Hund ist vom Reiz, der ihn zuvor ablenkte, nun weggelenkt und auf die Halterin fixiert. Es findet daher nicht das klassische sich nach vorne wegdrücken oder Aufbäumen des Hundes statt.
Beim Arbeiten mit STURMFREI® steht das gegenseitige Verstehen im Vordergrund. Weder wird der Hund durch Bedrohung (Halsband, Retrieverleine) auf ein gewünschtes Verhalten geprägt, noch ist er mit der Widersprüchlichkeit klassischer Hundegeschirre konfrontiert (Zug von hinten: nach vorne preschen, Wunsch der Halterin: Stehen bleiben oder sich verlangsamen).
STURMFREI® dient der Sozialisaton und nicht der Erziehung im klassischen Sinne. Es geht nicht darum, dass der Hund Verhalten an den Tag legt, um andere Konsequenzen zu vermeiden (keine Luft kriegen, ständig nach hinten gerissen werden), sondern, dass der Hund sich zur Halterin grundsätzlich orientiert und versteht, was sie von ihm will, indem weder der Instinkt zu fliehen (Halsband) noch zum Hetzen (Brustgeschirr) ausgelöst wird, sondern eine Kommunikation über das Gesichtsfeld (Maul) stattfindet, wie es unter Hunden auch der Fall ist.
STURMFREI® ist so konzipiert, dass es dem Hatzmodus widerspricht und ihn NICHT auslöst. Durch die Führung von vorne, wird bei Straffung der Leine der Hatz Modus (wie bei Zug von hinten am Rücken) NICHT ausgelöst und der Hund erhält zeitgleich einen Widerstand von vorne über die Schulter. Steht der Leinenführer links, dann ist der Widerstand auf der rechten Seite spürbar und der Hals-Kopf Bereich des Hundes wendet sich leicht nach links. Da der Hund nicht im Hatz-Modus ist oder sich durch das Halsband bedroht fühlt, ist er wesentlich bereiter Signale zu empfangen und über das Gesicht/Maul zu kommunizieren.
Die Halterin kann so über Mimik und Augenkontakt mit dem Hund kommunizieren und dessen Gehirn ist durch fehlende Anspannung wesentlich bereiter zu lernen. Das Verhalten gegenüber anderen Hunden ist wesentlich entspannter, da der Hund nicht im Hatzmodus ist und durch die fehlende Bedrohung durch Halsband auch neugieriger ist. Er kann zudem seinen Kopf und Halsbereich frei bewegen und ist fähig mit dem Gegenüber besser zu kommunizieren. Seine eigene Erscheinung wirkt auch für das Gegenüber nicht aggressiv und angespannt. So kommt es nicht zum natürlichen Korrekturverhalten, das sozialisierte an den Hund legen, wenn sie “grundlos” aggressive Hunde treffen (Das Anschnauzen von Hunden, die sich aus Sicht einer Hündin sozial inkompetent verhalten, also über unklare und widersprüchliche Bewegung, Mimik und Atmung. Das wird meist von Hündinnen und nicht Rüden ausgeführt, da diese in der Natur für die Entwicklung sozial kompetenter Verhaltensweisen ihrer Nachkommen verantwortlich sind. Das Verhalten zeigt sich eher in dem Bereich, den ihre Hündin als ihr Revier wahrnimmt und ist komplett gesund und biologisch normal wenn sie auf Hunde trifft, die eine Fratze verziehen oder sich widersprüchlich verhalten in dem sie nach vorne springen und wieder zurück).
Leinenbeißereien finden mit dem STURMFREI® nicht mehr statt ausser Hunde bekommen unbewusst das Signal der Halterin durch starke Anspannung, die sie über die Leine wahrnehmen. Sie entwickeln bei engem Zusammenleben und fehlender freier Interaktion dann einen starken Schutzinstinkt und spiegeln in ihrem Verhalten die Ängste der Halterin (bei Rüden durch biologisch angelegte territoriale Interpretation der Welt häufiger, als bei Hündinnen). STURMFREI®dient dazu dem Hund zu ermöglichen über Interaktion und ohne Bedrohung (Halsband, Retrieverleine) oder Ablenkung (Hatz) sich zu sozialisieren. Eine Bindung zur Halterin findet nicht über Hierarchie statt (ich kann dich würgen und dir weh tun, wenn du nicht tust, was ich will), sondern über ein “Gefallen” wollen und natürliche soziale Prinzipien, die auch bei Hunderundeln in der Natur dazu führen, dass sie zusammenbleiben und sich gegenseitig versorgen.
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Urheberrecht aller Inhalte: Nina Bednarz – Kommunikationswissenschaftlerin und Sozialisationsexpertin.